Manche der chinesischen Sitten und Gebräuche finde ich schon schön. Ich wollte eigentlich für die letzten paar Beiträge hier nur rausbekommen, wo die olympische Fackel abgeblieben ist. Nach London, Paris, LA, Everest und Lhasa ist es ja recht ruhig geworden um das Olympische Feuer. Wo genau sie gerade steckt, war nicht rauszufinden, aber Ende Juli tourte sie durch die chinesischen Provinzen. Bei der Auswahl der Fackelträger entdeckte ich dann eine irgendwie ganz andere Auffassung davon, wen oder was man für ehrbar hält.
In
Luoyang, wo noch Steintafeln von uralter chinesischer Schreibkunst zeugen, wird die Ehre der ersten Fackelstaffel Herrn
Zhang Hai zuteil, dem Vorsitzenden des Chinesischen Kalligraphenverbandes, in
Kaifeng darf der Geschichtsprofessor
Wang Liqun die erste Strecke durch die traditionsreiche Stadt laufen und in
Qufu, der Heimatstadt von Konfuzius, darf dessen Nachkomme in 74. Generation, Herr Kong Peng, den Anfang machen.
So eine Konstellation ist irgendwie in unserem Kulturkreis schwer vorstellbar, bekannte Nachkommen antiker Philosophen gibt es hier nur wenige, Historiker sind in Sportkreisen nicht so sehr angesehen und Schönschreiber würden sich vermutlich über die Aufmerksamkeit nur wundern. Dabei wäre es mal was anderes, müssen ja nicht immer altgediente Sportler sein und bei Anfangsetappen von 33 Metern pro Läufer kommt auch jeder honorige Greis gut mit der Aufgabe zurecht.