Prototyp des bayerischen Barockfürsten in Licht- und Schattenseiten war Kurfürst Max Emanuel (* 1662), der Sohn Ferdinands und der Adelaide.[...]
Der Kurfürst war eine beschwingte und energiegeladene, leichtsinnige und verschwenderische Natur die man überall zügeln mußte, wo man sie einsetzte, ein geborener Soldat und feuriger Reiter. Der Sonnenkönig in Frankreich war sein Vorbild, Ruhm, glanzvolle Hofhaltung, Frauen und Spiel Hauptziele und Inhalt seines Lebens [...]
Auf glanzvollen Hoffesten in Mailand, Turin und Venedig 1691/92 erreichte ihn die Kunde zu seiner Ernennung zum Statthalter der Niederlande mit dem Sitz in Brüssel. Wieder ging sein Land leer aus, die Einnahmen reichten nicht mehr aus für den bayerischen "Weltmachttraum".
(Karl Bosl: Bayerische Geschichte, 1976)
Es hat Tradition, verstossene bayerische Herrscher nach Brüssel in Austrag zu schicken. Verschwendung war damals vermutlich etwas glanzvoller, und auch die Persönlichkeiten der Herrscher hatten irgendwie mehr sex appeal, aber so ändern sich halt die Zeiten. Damals wars ein feuriger Reiter und Frauenheld, heute schieben wir die personifizierte Handakte
als Rentner nach Brüssel ab, ausgerechnet um die dortige Bürokratie abzubauen.
Aber wie schon früher
hier vermutet: Der kommt vielleicht wieder, wenn ihn sein Volk ruft. Das wäre allerdings anders als beim "Blauen Kurfürsten":
Gegen das Gewaltregime der Habsburger erhoben sich 1705 die bayerischen Bauern des Ober- und Unterlandes und wurden bei Sendling und Aidenbach blutig zusammengehauen [...]
Bei den Friedensverhandlungen wollte der Kurfürst sein ausgepreßtes und ausgeplündertes Land gegen Sizilien oder die Niederlande vertauschen.