Damals, das war so um 1985 rum, war die Welt irgendwie komplizierter. Selbst der gemeine und nur am Rande interessierte Tagesschauer musste echt büffeln, um den damaligen Libanon zu verstehen.
Er musste lernen, die
Drusen von den
Maroniten zu unterscheiden, samt der komplizierten Sippschaft der
Maronitenführer und gelegentlich einem kleinen Einschub, an was so ein Maronit eigentlich glaubt. Sonst konnte man nämlich leicht die Maroniten mit den
restlichen Christen dort verwechseln. Es gab die
Sunniten und die
Schiiten und natürlich die
Palästinenser (
PLO und
Fatah) und man musste wissen, dass der Mann im Fernsehen von den Falange-Milizen redet, wenn er die Leute der Gemayels (also eigentlich die Regierung damals) meinte.
Vielleicht liegts an mir, dass ich Details heute nicht mehr wahrnehme. Sicher liegts daran, dass es zunehmend schwerer wird,
Peter Scholl-Latour und
Gerhard Konzelmann im Fernsehen zu folgen (was an ihrem hohen Alter liegen mag oder daran, dass in den 3-Minuten-Häppchen-Talks nichts rüberkommt). Es fehlen wohl auch neue Leute im TV, die uns die komplizierten Verhältnisse erklären können. Oder Sendezeit dafür bekommen ausserhalb der "Brennpunkte" 2 Stunden nach einem Vorfall, wo uns der Korrespondent in Beirut erzählt, dass man auch dort noch überhaupt keine Ahnung hat, was los ist.
Oder die Welt und besonders die Völker im Orient sind wirklich einfacher geworden...
Die Süddeutsche berichtet heute:
Harte Gefechte zwischen Armee und Islamisten
Und der Bayerische Rundfunk meldet:
In der libanesischen Hafenstadt haben sich Armee und islamische Extremisten den zweiten Tag in Folge heftige Gefechte geliefert.
So einfach kanns sein: Es gibt Regierung und Islamisten. Womit auch die gute und die böse Rolle schon verteilt sind.
Nachtrag: In den Tagesthemen hat
Patrick Leclercq gerade mein Bild wieder etwas geradegerückt. Die Moslems dort scheinen doch nach wie vor auch im Blick der hiesigen Berichterstattung vielschichtig zu sein.