Bei
Spiegel Online wird über ein Paper berichtet, das die Gerüchte über Hitlers Refugium auf dem Südpol untersucht. Freundlicherweise gibt es bei der Uni Cambridge zur Zeit auch das
Original zum Runterladen.
Ich wusste ja garnicht, was für wirre und spannende Geschichten man erfährt, wenn man sich mal auf die Suche nach
Neuschwabenland oder
Neuberchtesgaden macht. Man spart sich mindestens sämtliche Folgen Indiana Jones, ein paar Bände Dan Brown und überhaupt sämtliche Bücherkisten, die bei Hugendubel in der Ecke mit den Mönchen, den Rosenkreutzern, dem Heiligen Gral und den Pyramiden stehen.
Dabei ist die Geschichte auch schnell erzählt: Eine ausserirdische mystische Rasse, die schon Gilgamesch gepusht hat und die Pyramiden gebaut, zieht seit Jahrhunderten die Fäden auf dieser Welt. Und zwar vom Südpol aus, ist ja klar, weil sonst wären sie ja nicht so lange unentdeckt geblieben. Sie haben das Christentum gegründet, die Kreuzzüge geleitet und verhindern seit Jahren, dass die Wahrheit über das Rezept von Coca Cola ans Tageslicht gerät.
Natürlich haben sie sich auch mit den Nazis angefreundet, vermutlich weil sie trotz überragender Intelligenz die Idee von der Herrenrasse so attraktiv fanden. Und als es dann bergab ging mit dem tausendjährigen Reich, haben sie alle geheimen Baupläne der schrecklichen Wunderwaffen gerettet, die bei Kriegsende ganz kurz vor dem Einsatz standen. Auf den Südpol natürlich. Es gibt auch ganz
eindeutige Videos, die die flugfähigen Ufos des Dritten Reichs über geheimen Basen zeigen.
Die wichtigsten Köpfe aus Staat, Partei und Militär kamen natürlich mit. Zumindest soweit sie überlebt haben. Hier gehen die Quellen allerdings ein wenig auseinander. Vermutlich ist der Führer wirklich tot, wahrscheinlich wusste er einfach zu viel, Martin Bormann jedenfalls ist ganz bestimmt von U-Booten 1945 dort hingebracht worden.
Und da sassen die Überlebenden also in den Seen der "
Schirmacher-Oase", bastelten an fliegenden Untertassen und schmiedeten Pläne für die Heimkehr. Eine
Invasion der Amerikaner mit immerhin 4000 Mann konnten sie 1947 erfolgreich zurückschlagen, erst 1958 wurden sie mit Atombomben ausgerottet oder ins Erdinnere verdrängt. Der Auslöser des Tsunami im Indischen Ozean an Weihnachten 2004 lag übrigens ebenfalls in dieser Gegend.
Das ist natürlich alles Unsinn, jedes Kind weiss, dass Hitler nicht tot ist, im Untersberg bei Kaiser Karl (oder wars Friedrich?) überwintert und nur darauf wartet, seine
Untertassen aus dem Mondsee und das Gold der Reichsbank aus irgendwelchen Stollen zu holen und damit die Weltherrschaft zu erringen.
Auch das obengenannte Paper kommt zu dem Schluss, dass an der Story nichts dran ist. Die Ausserirdischen erwähnen sie garnicht, sondern widmen sich ausschliesslich den Widersprüchen in der Beschreibung der deutschen Basis und deren Lokalisierung. Interessant ist es trotzdem, da mal nachzulesen. Ein paar Punkte fand ich nämlich bemerkenswert:
- Es gab 1958 tatsächlich geheime Atombombentests (Argus hiess dieses Projekt) über dem Südatlantik. Nicht über Antaktis zwar, sondern eher bei Tristan da Cunha. Die Bomben explodierten oberhalb der Atmosphäre, Ziel der Aktion war es, herauszufinden, wie sich Explosionen im Weltraum auf Kommunikation und Radargeräte auswirkt. Und das 1 Jahr nachdem überhaupt das erste Mal ein künstlicher Satellit die Erde umkreist hat.
- Firn heisst auch im Englischen firn.
- Polarforscher nennen anscheinend jedes Stück eisfreies Land, das sie sehen "Oase". Die Bezeichnung verführt zwar dazu an Vegetation und heisse Quellen zu denken, aber da ist nichts dran.
- Man kann bei Google nichtmal nach "Neuschwabenland" suchen, ohne auf einen Hinweis zu stossen, dass hier leider ein Link nicht gezeigt werden darf, weil "uns von einer zuständigen Stelle in Deutschland mitgeteilt wurde, dass die entsprechende URL unrechtmäßig ist."