Monday, 22. February 2010SprichwörtlichesEintrag unter dem Stichwort "Knabe" in Wanders "Deutschem Sprichwörter-Lexikon" von 1867: 27. Einen Knaben à la Jesuite behandeln. Ich glaube, der Bischof Mixa hat Unrecht. Der Einfluss der sexuellen Revolution auf das klerikale Leben der letzten 140 Jahre wird von ihm deutlich überschätzt. (Zitat aus der Volltextbibliothek bei www.zeno.org; Bild: Gipfelkreuz auf dem Sonnenberg) Tuesday, 16. February 2010Wie funktioniert die Ortung mit IP-Adressen?Die Geocounter-Seite wird immer wieder mal von Leuten verlinkt, die eine IP-Adresse orten wollen. Gelegentlich passiert das in Diskussionsforen und ich kann gespannt mitverfolgen, wie diese Seite ankommt. Die Reaktionen darauf sind recht unterschiedlich: von "Hilfe ich werde überwacht" bis zu "So ein Scheiss, der Ortet mich ja nichtmal auf 10km genau" oder "Da wird eh nur der Provider geortet". Bisschen Angst machen mir die Einträge der Art "Jetzt weisst Du, wo das Haus von diesem Halunken wohnt", diese Einträge waren der Grund für den langen Beipackzettel auf der Ortungsseite, aber das ist halt Text und Text liest keiner, wenns auch Bilder gibt. Auf jeden Fall scheint diese Ortung mysteriös zu sein, und ich dachte, ich schreib mal, wie sowas funktioniert. Die Beispiele sind alle aus der Datenbank von maxmind. Die haben eine kostenpflichtige, für richtige Kunden, die mit der Anwendung Geld verdienen und eine kostenlose, für Hobbyanwender wie mich. Die kostenlose ist brauchbar, aber absichtlich schlechter als die Kaufversion. Ausserdem sind die Beispiele alle aus meiner Gegend, weil da kenne ich mich aus. Wie sieht so eine Datenbank aus?Das ist einfach eine Liste von IP-Adressbereichen, Koordinaten, Ortsnamen und evtl. noch ein bisschen Zusatz wie Land, (Postleitzahl), Verwaltungseinheit, also z.B. so: 10.12.37.0 bis 10.12.37.7, Deutschland, Bayern, 85652, Pliening, 48.2 Nord, 11.8 Ost Wie genau ist die Koordinate?
Wie man oben sieht, gibt es keine weitere Unterscheidung unterhalb des Ortes, die Strasse wird nicht erwähnt. Das ist auch bei grossen Gemeinden so, "48.15 Nord, 11.5833 Ost" z.B. steht für alle IP-Adressen in München. Falls eine Anwendung das in eine Landkarte umsetzt, wird sie zwar eine Nadel mit höchster Präzision in der Veterinärstrasse einschlagen, und tolle Genauigkeit suggerieren, sie meint damit aber eigentlich das gesamte Stadtgebiet. Man kann also niemals erfahren, wo jemandem sein Haus wohnt, und es hat überhaupt keinen Sinn, einen so georteten Betrüger die Fenster einzuwerfen, man trifft den falschen. Die Daten für die Zuordnung von Ortsnamen zu Koordinaten scheinen bei den meissten Anbietern vom Gazetteer der NGA zu stammen, einer freien, sehr vollständigen, aber oft etwas ungenauen und schlecht gepflegten Datenbank. Wo kommen die Daten her?Das ist das grosse Geheimnis der Datenbankmacher... Ich denke in erster Linie aus whois-Einträgen. Der whois-Eintrag zu einer IP-Adresse wird bei der Vergabe einer IP-Adresse vom übergeordneten Provider festgelegt. Letztendlich entsteht so eine Datenbank, die für jede IP-Adresse festlegt, wer für sie zuständig ist. Häufig steht da der Provider selbst drin, besonders bei Einwahlprovidern, häufig wird der Eintrag aber selbst für kleine IP-Adressbereiche von 1 oder 8 IP-Adressen gepflegt. Das ist als Quelle relativ gut, kleine IP-Adressbereiche sind kleine Firmen mit nur einem Standort. Bei grösseren Netzbereichen, z.B. dem Netz der Telekom wirds schwierig (und auch spürbar ungenauer), da wird wohl auch viel geraten. Vielleicht haben die Hersteller Referenzkunden, die ihnen sagen, welche IP-Adresse sie gerade zugewiesen bekommen haben und wo sie wohnen. Vielleicht verlassen sie sich auch aufs Routing. Zur Zeit wird z.B. die IP-Adresse 79.230.121.x von der Telekom über einen Router namens "M.NET" geleitet, die IP-Adresse 79.230.231.x dagegen über "SI.NET". Der erste steht in München, der zweite in Siegen. Entsprechend sind auch die Daten von Maxmind. Genauer gehts leider nicht. Dafür spricht auch meine Beobachtung, dass ich zwar immer im Umkreis von 20km, aber fast nie in der richtigen Gemeinde geortet werde, derzeit sitze ich fast immer in Pliening. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass mein Provider so genaue Unterschiede macht. ich denke, der weist einfach die nächste freie IP-Adresse aus der Gegend dem nächsten Kunden zu, wobei "Gegend" für ihn sicher etwas grösseres als eine Gemeinde ist. Zusammen mit dem etwas runtergekommenen Datenbestand der NGA, die zwar alle Ortschaften kennt, aber nicht ihre Einwohnerzahl oder Bedeutung, führt diese Ungenauigkeit dann dazu, dass massenweise Einwahlknoten in Ortschaften lokalisiert werden, die eigentlich zu klein sind um so viele Kunden zu beherbergen. Deshalb ist bei der derzeitigen Verteilung in meiner Gegend z.B. Eichenried, ein Ortsteil von Moosinning, deutlich überrepräsentiert. Pliening scheint auch irgendwie beliebt zu sein. Neben den Firmen (die stimmen, bis auf ein Netz, das steht in Nürnberg, aber der whois-Eintrag nennt einen Plieninger als Besitzer), tummeln sich dort auch tausende Einwahlkunden von Telekom und Arcor, was eher unwahrscheinlich erscheint. Neufinsing ist einer der wenigen Fälle, wo wirklich der Sitz des Providers in die Datenbank wandert. dort sitzt eine Firma, die Internet per Funk anbietet und die von der Kabelversorgung abgehängten Gebiete versorgt. Was kann mit dieser Ortung anfangen?
Was kann man nicht?
Falls man eine bessere Ortung wünscht, darf man sich nicht auf die IP-Adresse verlassen. Dazu gibts GPS, WLAN-Ortung oder die Netzinformationen der Mobilfunkbetreiber. (Bild: Karte von Openstreetmap unter cc-by-sa-Lizenz) Wednesday, 10. February 2010Offiziere und GentlemenMerkwürdig, einerseits brauchen wir unbedingt die Wehrpflicht, um unsere Armee im demokratischen Staatswesen zu verankern und eine Brücke zwischen Militär und Gesellschaft zu bilden, weil unsere Berufssoldaten anscheinend sonst aus dem Ruder laufen würden. Andererseits sind es immer die wehrpflichtigen Mannschaftsdienstgrade, die unsere Streitmacht mit abstossenden Ritualen in den Schmutz ziehen und ihre vorgesetzten Offiziere und Gentlemen überraschen, dass sowas in ihrem Verein möglich ist. Bei mir ists ja schon eine Zeit her, aber wir haben unsere Zettler bei aller gepflegter Abneigung nie von unseren furchtbaren Exzessen ausgeschlossen. Nur Massbandsaufen ging halt nicht bei denen. Mein Jahrgang müsste jetzt so langsam in der Gegend zwischen Spiess und Bataillonskommandeur angekommen sein und ist sicher ganz überrascht, dass sowas in seinem Verein möglich ist... Tuesday, 9. February 2010Jetzt links abbiegen!Ich weiss seit heute, wie man zum Geisterfahrer wird. Geisterfahrer sind einfach nur Menschen, die ein besonders dominant auftretendes Navi haben und ihm bedingungslos Folge leisten. Bei uns wurde eine Autobahnauffahrt im Dezember von einer normalen Abzweigung in einen leicht verwirrenden, aber dafür flüssigeren Kreisverkehr verwandelt und vermutlich hat diese Änderung noch kein Navi verinnerlicht. Und so einem veralteteten Routenplaner ist der Fahrer vor mir wohl gefolgt. Zumindest kann ich mir nicht anders vorstellen, warum jemand bei besten Sichtverhältnissen brav blinkt, aus der Kolonne ausschert, zwei durchgezogene Linien überfährt und in die Gegenspur abbiegt. Er kam aber noch rechtzeitig vor dem entgegenkommenden Lastwagen zum stehen. Rot/Blau die neue Strasse, Schwach gelblich dahinter die alte Verkehrsführung. Im Merkur steht, dass unserem Gemeinderat auch schon derartige Erlebnisse berichtet wurden, allerdings noch nicht der Polizei. Anscheinend geht das immer gut... (Karte von Openstreetmap unter cc-by-sa-Lizenz) Monday, 8. February 2010Trillern für den TarifWarum müssen Streikende eigentlich immer so laut sein? Will man zeigen, dass man nicht nur für sein Anliegen auf die Strasse geht, sondern auch bereit ist, sich dafür gegenseitig einen Tinnitus zu blasen? Ich glaube früher waren Streiks ruhiger, bestenfalls setzte man ein zahnspangiges Mädchen an den Rand, das irgendwas in der Art "They have the plant, but we have the power" sang. Sogar Erzieherinnen schienen bis zu Beginn der 90er noch richtig still und ganz ohne spezielle Bekleidung demonstriert zu haben.... (Bilder aus dem Bundesarchiv, via Wikipedia. Links von Bernd Settnik, 1990, Rechts unbekannt 1932. Lizenz: cc-by-sa)
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