Tuesday, 28. July 2009Autobahn geht gar nichtIch dachte ja, unsere politischen Führer hätten einen Reflex zur Vermeidung politisch unkorrekter Redewendungen erlernt, aber anscheinend ist der doch nicht so weit entwickelt. Diese Formulierung würde ich jedenfalls eher vermeiden:
Ich fände das einfach zu sehr belastet, mal abgesehn davon, dass ein einzelner zwar den gesunden Menschenverstand, aber nicht das Volksempfinden verlieren kann. Gelegentlich können das ganze Völker als Kollektiv tun, zeichnen sich aber dann gerade dadurch aus, dass sie gemeinschaftlichen Irrsinn als gesundes Volksempfinden verkaufen. Saturday, 25. July 2009Ressourcenverteilung Ich hoffe ja, dass der Impfstoff gegen dieses H1N1 erst nach der Wahl rauskommt. Weil ich möchte nicht erleben, wie statt Geldgeschenken für die jeweiligen Klientels plötzlich Impfdosen verteilt werden. Die WHO hat ja eigentlich recht klare Vorschläge, in welcher Reihenfolge das Zeug verteilt wird: Erst Gesundheitsdienste, dann Schwangere, chronisch Kranke, 15-49-Jährige, Kinder, 50-64-Jährige, zuletzt die noch älteren. Bei den Altersgruppen steht immer noch "gesund" dabei, was mit nicht-chronisch kranken passiert, bleibt unklar. Nur hat die WHO nicht das Problem, dass sie gewählt werden müsste und in öffentlich rechtlichen Talkshows vor Rentnerpublikum gut aussehen muss. Stattdessen kann sie ganz professionell distanziert die Opferzahlen in Planspielen minimieren und gewichten. Politiker dagegen müssen die besorgten Fragen mit einem klaren
beantworten oder müssen die eigenen Untergebenen beruhigen
Besonders bedauerliche Gesundheitspolitiker müssen der Bildzeitung die Frage beantworten, ob wirklich Schwerverbrecher bevorzugt werden. Sie können dabei aber entgegen der WHO-Empfehlung Familien und Senioren beruhigen:
Wenn die alle im Herbst bei der Verteilung der Spritzen mitreden dürfen, und noch eine Wahl gewinnen wollen, könnte die Stimmung ganz schön aggressiv werden und die Entscheidungen ganz schön opportunistisch. Ich glaube ja, das haut eh nicht hin mit der Bevorzugung strukturell wichtiger Gruppen, bei jedem Streik erleben wir aufs neue, wie wichtig eine kleine Berufsgruppe für uns alle ist. Mediziner müssen irgendwie in die Arbeit kommen, irgendjemand muss auf Kinder des Laborpersonals aufpassen, während die Eltern Überstunden machen (zur Oma bringen geht nicht, die hat Fieber...), und eine funktionierende Polizei ohne Systemgastronomie ist auch nicht vorstellbar. Wednesday, 22. July 2009Suchmaschine als Konkurrent zur ZeitungIm Spiegel steht, dass sich die Verleger Sorgen machen, weil ihnen Google alle Werbekunden wegschnappt und so die wertvolle journalistische Arbeit ihrer online-Ausgaben für sich missbraucht. Ausserdem sei Google eh böse, wegen Datensammeln, Strassen fotografieren und so. Mal abgesehn davon, dass es recht einfach ist, seinen wertvollen Inhalt nicht an Google auszuliefern wenn man das nicht will, gibt es natürlich noch andere Suchmaschinen und zumindest für die Münchner Innenstadt auch schon gut gemachten Ersatz für Streetview. Ausserdem würde ich zum Beispiel keine Nachrichten bei Google suchen, ich mach das so richtig altmodisch mit ein paar Zeitungen in den Lesezeichen. Mein eigentliches Problem ist, dass es mit diesen tollen Inhalten nicht so weit her ist. Ich les zum Beispiel ganz gerne die lokalen Nachrichten des Münchner Merkur und wundere mich jedes Mal, wie viel ich davon schon kenne, weil ich am Tag zuvor auch den Polizeibericht gelesen hab. Der Rest sind einfache Wiederholungen von dpa oder ap. Nichtmal die Kompetenz in regionalen Dingen wird zur Verbesserung des Artikels herangezogen. Wenn dpa über ein Unglück an der Zugspitze schreibt "stieg der 45- Nichtmal im vermutlich letzten Kriegsverbrecherprozess sitzt einer vom Online-Teil der Zeitung. Der findet in München statt und gäbe schon ein paar Artikel her, gerade als Gegenstück zum medial viel präsenteren letzten Prozess gegen einen KZ-Aufseher. Angeklagt ist ein 90-jähriger ehemaliger Leutnant und Kompaniechef von den Gebirgsjägern, dessen Einheit (oder eine andere), unter seiner Leitung (oder ohne sein Wissen) in Italien Zivilisten getötet hat, um einen Partisanenangriff auf ihre Kameraden zu rächen. Die Sache ist in mehrfacher Hinsicht interessant. Die Gebirgstruppen konnten sich ja in der Bundesrepublik noch besser als der Rest der Wehrmacht als sauber darstellen, indem sie fleissig das Bild der tapfer und ritterlich kämpfenden Bergkameraden pflegten. Und der Umgang mit einem alten Krieger, der trotz seiner Verurteilung in Italien 2006 noch den vollen Rückhalt seiner Gemeinde geniest (was man ja jedem Angeklagten wünscht) wäre auch ein paar selbstrecherchierte Zeilen wert. Man muss aber keinen seiner Leute zum Landgericht schicken. Es reicht ja, wenn dpa jemanden dort sitzen hat.
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