Saturday, 22. November 2008Filtern für Kinder
Diese Idee unserer Familienministerin, dass die Provider fleissig helfen sollen, Kinderpornoseiten zu sperren, könnte man ja gut finden. Nur leider erinnere ich mich noch zu gut an die Diskussion, die Daten von Toll Collect entgegen aller früheren Versprechungen auch für was anderes zu verwenden.
Andere sperrenswerte Dinge wird man auch schnell finden. Letztendlich könnte man ja die gleichen Regeln anwenden, die man bisher für die Entfernung von Inhalten auf Webseiten verwendet hat. Und irgendwo in dieser ganzen Bandbreite von Volksverhetzung bis Unlauterer Wetbewerb wird ein Innen- und Sicherheitspolitiker schon einen Fall finden, der unbedingt eine Erweiterung der Filter rechtfertigt, so wie beim Mautsystem: Es sei «fachlich nicht verantwortbar», dass angesichts des «zugemauerten» deutschen Mautsystems schwerste Verbrechen wie Mord möglicherweise ungestraft blieben, sagte Wiefelspütz der Netzeitung. «Das sollten wir so rasch wie möglich korrigieren.» Vorbilder für ein flächendeckend zensiertes Internet gibts auch schon, China kann uns da sicher ein paar deutsche Hersteller von Zensurgeräten nennen. Zumindest was Kinderpornographie betrifft, hätte z.B. Herr Uhl da keine Bedenken, von den Chinesen abzukupfern: Spätestens seit den Olympischen Spielen in Peking wisse man, was möglich sei: „Was die Chinesen können, sollten wir auch können. Da bin ich gern obrigkeitsstaatlich.“ Ich hab eh so meine Zweifel, ob die gemässigten Filter der westlichen Welt wirklich funktionieren. Das britische und die skandinavischen Systeme hab ich mir mal angeschaut. So richtig überzeugend sind die nicht. Zum einen gehen alle davon aus, dass "Internet" und "World Wide Web" das gleiche ist (klar, die Auftraggeber denken das auch) und blenden P2P- oder Instant Messaging-Protokolle völlig aus, zum anderen erwischen sie anscheinend auch unschuldige Seiten. Die finnischen Bürgerrechtler sind jedenfalls nicht so begeistert von ihrem Filter. Aber vielleicht hat da die Frau von der Leyen recht. Die weiss ja offensichtlich schon, dass sie nur die Dummen fängt, aber das reicht, um den Markt zu zerstören. Wobei diese Vermutung bei anderen illegalen und verfolgten Dingen ja wiederum nicht stimmt, bei Drogen zum Beispiel treibt Verfolgung anscheinend nur den Preis nach oben. Aus Sicht der Opfer der Kinderpornographie ists aber eigentlich egal, ob wenige Kunden sehr viel zahlen oder viele Kunden einen Massenmarkt bilden. Irgendwie verstehe ich die Probleme bei der Verfolgung der Hersteller dieser Pornos eh nicht so richtig. Es dürfte ja kaum ein Land geben, in dem das Vergewaltigen von Kindern kein Verbrechen darstellt. Bestenfalls gibts kulturelle Unterschiede beim Schutzalter. Unsere Zielfahnder machen einen tollen Job beim Wiederfinden untergetauchter Staatsekretäre und verschwundener Baufinanzierer. Unser Justizministerium befindet sich im Dialog mit exotischen Dikataturen und hilft ihnen, ein Justizsystem nach unserem Standard aufzubauen. Bei so viel internationaler Zusammenarbeit müsste doch schon was beim Hersteller der Filme oder wenigstens beim Hoster einer Seite zu machen sein. Mindestens der Hoster wird ja mit seinem Server nicht gerade im Dschungel untertauchen sondern sollte für Polizei und Justiz seiner Heimat erreichbar sein. Auf der finnischen schwarzen Liste stehen 1037 Seiten mit illegalem Inhalt. Davon werden
Wir brauchen eine weltweite Ächtung. Die bittere Wahrheit ist, dass bisher nur die Hälfte der Länder Kinderpornografie ächtet. Das heißt, die andere Hälfte toleriert sie. Das werden wir bei einer Kinderschutzkonferenz in der kommenden Woche in Rio zum Thema machen. Ich vermute eher, es gibt keinen Konsens zwischen uns, den USA und den Niederlanden, was Kinderporno genau ist. Ansonsten könnte eine Mail an die Behörden dort ganz schnell 90% aller Kinderpornoseiten aus dem Netz schiessen. Die meissten dieser Seiten (ich habs nicht vollständig geprüft...) enthalten Darstellungen wie nebenstehender Putto. Der hat allerdings das Glück, aus dem 15 Jahrhundert zu stammen und darf deshalb ganz legal im Herzogspalast in Mantua rumflattern. (Bild aus der Wikipedia: "Freskenzyklus in der Camera degli Sposi im Palazzo Duccale in Mantua, Szene: Weihetafel, von Putti getragen" von Andrea Mantegna, 1474, unter GNU Free Document License) Sunday, 16. November 2008Neue Lizenzen für Google Maps
Google hat vor drei Tagen seine Lizenz für den Landkartendienst geändert. Ganz schön schwierig, immer auf dem Laufenden zu bleiben, wenn man sowas legal nutzen möchte. So richtig legal kann man dabei eh nicht bleiben, weil schliesslich behauptet man bei der Nutzung, dass man die Bedingungen verstanden hätte. Kann ich ehrlich gesagt von mir nicht behaupten, mein Englisch ist einfach zu schlecht. Mich beruhigt allerdings, dass auch die englischsprachigen Entwickler von Kartendiensten Schwierigkeiten haben, die Worte der Googleschen Rechtsabteilung zu interpretieren.
Mich treffen die neuen Regeln anscheinend nicht, aber Leute, die wirklich sinnvolle Dinge mit Karten anfangen und deren Betrieb als Dienstleister davon abhängt, könnten schon über Punkt 11.1 der Lizenz stolpern. Dort gebe ich Google das Recht, sämtliche Daten, die ich über Google Maps darstelle auch selbst zu verwenden und an Geschäftspartner weiterzuverhökern. Damit kommt Google schon ziemlich nah an die Lizenzbestimmungen von OpenStreetMap ran, eigentlich ein schöner Zug, ich steh ja auf freie Software und freie Geodaten. Der Unterschied ist eigentlich nur noch dass bei OSM jeder meine Daten nehmen kann, während das bei Google auf jeden Geschäftspartner von Google beschränkt ist. Falls ich also mal eine Seite bastel "Die schönsten Stellen, das Matterhorn zu fotografieren" und dazu Google Maps verwende, kann Google selbst so einen Reiseführer rausbringen oder meine Fotopunkte an beliebige andere Firmen verkaufen. Bisher musste ich lediglich damit rechnen, dass Google Werbung für Pensionen, Fotofachgeschäfte und Restaurants in Zermatt in meinem Fotoreiseführer einblendet. Wäre ja auch kein Problem für mich, solange ich nicht selbst Pensionswirt bin. Richtig schlimm wirds für Seitenbetreiber, die für andere solche Dienste anbieten. Vielleicht Matterhornpunkte, oder Biketouren, schöne Badestrände oder Kneipenführer. Die müssten nämlich Google gegenüber versprechen, dass sie selbst alle Rechte besitzen um sie an Google weiterzugeben. Die Rechte haben sie in der Regel aber nicht, wenn sie lediglich Betreiber eines Bikeforums sind und ihren Mitgliedern die Möglichkeit bieten, deren Fahrstrecken hochzuladen und zu visualisieren. Die Forenbetreiber wären dann illegale Kartennutzer, aber wie schon gesagt, es ist heutzutage schwer, legal zu bleiben... Übrigens, obige Fotostellen liegen auf dem Weg zur Bergstation der Gornergratbahn (das mit dem See), auf dem Aufstieg zum Albhubel und auf dessen Gipfel. Die Koordinaten sind nur grob geschätzt, aber zur freien Verwendung, hingehen müsst Ihr selber ;-) Saturday, 15. November 2008Mehr Medienkompetenz!
Wenn ich als linker Hinterbänkler mal ganz gross rauskommen wollte, würde ich wikipedia.de per Einstweiliger Verfügung abschalten lassen.
Nur so könnte ich sicherstellen, dass im deutschen Internet wirklich intensiv darüber diskutiert wird, was einen auf 5 Jahre "verlängerten Wehrdienst beim MfS als Personenschützer" von einer Festanstellung bei der Stasi unterscheidet. Ausserdem würde sich so auch endlich ein breites Publikum für Artikel aus den Lübecker Nachrichten interessieren, wo die falsche Behauptung aufgestellt wird, ich würde meinen Ex mit SMSen bedrohen und deshalb sei meine Immunität als Bundestagsabgeordneter aufgehoben worden (was ebenfalls nicht stimmt). Bisher waren die Lübecker Nachrichten vermutlich eher regional von Bedeutung. Ausserdem könnte ich damit gut zeigen, dass ich zwar ganz toll in der Wikipedia meinen eigenen Eintrag redigieren kann, aber null Ahnung davon hab, wie die Wikipedia funktioniert. Die Artikel liegen ja nicht bei wikipedia.de sondern bei de.wikipedia.org, und um die abzuschalten bräuchte ich einen amerikanischen Richter.
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